Mehr Wald und Strom für alle: Solaranlagen sollen Bäumen beim Wachsen helfen
In Meßkirch, Landkreis Sigmaringen, findet ein bemerkenswertes Experiment statt. Hier sollen junge Tannen unter dem Schutz von hoch aufgeständerten Photovoltaik-Anlagen wachsen. Dieses Projekt könnte eine funktionierende Symbiose von nachhaltiger Energiegewinnung und Forstwirtschaft belegen.
Das Prinzip der Photovoltaik im Wald besteht darin, PV-Module über forstwirtschaftlichen Flächen zu installieren. Diese Anlagen können hoch genug aufgeständert werden, um Maschinen und Menschen problemlos darunter arbeiten zu lassen. Die PV-Module erzeugen nicht nur Strom, sondern bieten auch Schutz für die darunterliegenden Pflanzen vor extremer Sonneneinstrahlung und Hagelschlag.
Das Konzept, Pflanzen unter PV-Anlagen zu kultivieren, ist nicht neu in Deutschland. Sonderkulturen wie Himbeeren oder Blaubeeren gedeihen bereits erfolgreich unter ähnlichen Bedingungen. Inspiriert von diesen Erfolgen soll nun erforscht werden, ob dieses System auch im Forstwirtschaftssektor Vorteile bietet. Laut Agrar heute konzentriert sich das Experiment auf Weißtannen und Nordmanntannen. Diese zwei Baumarten sind gegenüber starker Sonneneinstrahlung empfindlich.
Hans Steidle, der Ideengeber des Projekts, arbeitete mit Ingenieuren zusammen, um eine sechs Meter hohe Stahlkonstruktion zu entwickeln. Erdnägel verankern sie tief im Boden, sodass sie die PV-Module halten kann. Das Design ermöglicht einen einfachen Abbau ohne dauerhafte Rückstände, ein wichtiger Aspekt für die Nachhaltigkeit des Projekts.
Auswirkungen der Beschattung durch Module noch unklar
In einer Sandgrube in Meßkirch ständerten die Ingenieure PV-Module auf sechs Meter Höhe auf. Unter diesem schützenden Dach wachsen nun die Tannen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren sollen die Bäume unter den PV-Modulen heranwachsen, bis sie die Höhe der Anlage erreichen. Anschließend planen die Fachleute, die Module an einem anderen Ort wieder aufzubauen.
Die Investitionskosten für das Projekt auf 3.500 Quadratmetern beliefen sich auf rund 350.000 Euro, wobei das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium einen Zuschuss von 120.000 Euro beisteuerte. Sollte das Experiment erfolgreich sein, könnte dieses Konzept auf weitere Flächen, beispielsweise in Baumschulen, übertragen werden. Um den Erfolg des Projekts bewerten zu können, pflanzte Steidle neben der PV-Anlage ebenfalls Tannen ohne den Schutz der Module. Diese Kontrollplantage ermöglicht einen direkten Vergleich hinsichtlich Beschattung und Bewässerung. Experten erwarten, erste Ergebnisse in etwa drei Jahren zu sehen.