Es hat lange gedauert. 19 Jahre nach dem ersten Lexus-Modell in Deutschland (LS 400) wollen die Japaner jetzt auch in der Golf-Klasse mitmischen – mit einem technischen Knüller. Auf der IAA zeigt die Luxus-Marke von Toyota ein aufregend gestyltes Hybrid-Modell, das schon im nächsten Jahr zu kaufen sein soll. Das könnte der Sparer werden, der deutsche Autobauer mächtig in Zugzwang bringt. Denn einheimische Kompakte mit moderner Doppelherz-Technik sind weit und breit nicht zu sehen. VW hat seinen Golf Twin Drive nur als Prototyp vorgestellt. Mercedes zeigt auf der IAA eine A-Klasse als reines Elektromobil, das 2011 in den Verkauf geht. Beim Audi A3 und 1er-BMW dürfte es noch länger dauern, bis ihr Benziner von einem E-Motor unterstützt wird. Da ist Toyota weiter: Der Lexus LF-Ch steht als Serienauto auf dem Genfer Salon Anfang 2010, der Verkauf könnte ab Sommer beginnen.
Lexus LF-Ch
Details zum Antrieb verraten die Japaner noch nicht. Sie werden sich aus ihrem reichhaltigen Hybrid-Baukasten bedienen. Einfach dem Prius eine andere Hülle zu verpassen, das wäre zu wenig. So verwendet der LF-Ch angeblich auch Technik von den größeren RX-Typen. Klar ist: Es wird ein Vollhybrid, Benziner wie E-Motor können das Auto allein antreiben. Rein elektrisches Fahren in der Stadt ist möglich, die Reichweite soll gegenüber dem Prius (zwei Kilometer) weiter wachsen. Die System-Leistung wird bei knapp 150 PS liegen. Der Lexus-Hybrid bekommt Frontantrieb, auch wenn die Japaner damit von ihrer Lexus-Philosophie der heckgetriebenen Limousinen abrücken. Der Grund: Der Hinterradantrieb kostet Platz und ist in der Golf-Klasse zu teuer.

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Lexus LF-Ch
Doch der Hybrid allein reicht nicht, der Lexus soll mit modernem Design punkten. Der Japan-Golf duckt sich breit und tief auf den Asphalt, kurze Überhänge lassen ihn kräftig und dynamisch wirken. Die Dachkante fungiert als integrierter Heckspoiler, stark modellierte Radhäuser mit großen 20-Zöllern gehören zur üblichen Show-Übertreibung. Vorn trägt der Lexus ein neues Familiengesicht. Die Kühlluft-Öffnung ist nur angedeutet. Dazu seitlich tiefe Löcher für Tagfahrlicht. Rahmenlose Seitenscheiben ergänzen den schicken Auftritt – der Kompakte wirkt fast wie ein viertüriges Coupé. Von schräg hinten wird deutlich, wen die Japaner im Visier haben: den BMW 1er.
So verwundert es kaum, dass die Abmessungen das Münchener Vorbild imitieren: mit 4,30 Metern zwar etwas länger (plus sechs cm), etwas breiter (plus vier) und etwas flacher (minus zwei), insgesamt knackig geschnitten. Steigen wir ein. Die Studie ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Im Cockpit zwei große Rundinstrumente mit Energieanzeige wie im großen Bruder RX 450h. Die Mittelkonsole schmiegt sich um den Fahrer, der Monitor sitzt weit oben gut im Blickfeld. Die Sitze mit Leder bespannt, dazu poliertes Aluminium, Holz und mit edlem Stoff kaschierte Türtafeln. Durchaus geschmackvoll, eher coole Lounge-Atmosphäre als bayerischer Barock. Und hinten? Da geht es ähnlich eng zu wie im 1er-BMW. Da sollten die Japaner bis zum Serienauto noch ein wenig Platz rausschlagen ...

Fazit

von

Jürgen von Gosen
Glückwunsch, Lexus! Der Kompakte setzt ein Signal – dass Hybrid nicht gleich Stützstrumpf-Design bedeutet, sondern rassig sein kann. Das wird für Unruhe bei deutschen Autobauern sorgen. Sie laufen beim Hybrid-Antrieb dieser Form weit hinterher.