30.10.2023

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Olympiastadion München

München
Das Olympiastadion München aus der Vogelperspektive. Foto: Pxhere
Das Olympiastadion München aus der Vogelperspektive. Foto: Pxhere

Das Münchner Olympiastadion mit seinem markanten Zeltdach ist heute eines der modernen Wahrzeichen der bayerischen Landeshauptstadt. Gebaut wurde es 1972 für die Olympischen Sommerspiele. 1974 siegte die deutsche Nationalmannschaft hier bei der Fußball-WM und bis 2005 war das Olympiastadion die Heimstätte des FC Bayern München. Alles über das berühmte Stadion lesen Sie hier.


Geschichte des Münchner Olympiastadions

Schon nach dem Ersten Weltkrieg gab es Überlegungen dazu, für den zunehmend beliebten Sport Fußball ein großes Stadion in München zu erbauen. Zunächst entschied sich die Stadt jedoch für den 1921 erbauten Teutonia-Platz, einen großen offenen Sportplatz. Zu Beginn des Nationalsozialismus kam ein Stadion für 60.000 bis 80.000 Zuschauer ins Gespräch, das dem Berliner Reichssportfeld entsprechen sollte. Diese Pläne setzen sich jedoch nicht durch, und auch in der Nachkriegszeit stießen Ideen für ein Großstadion auf wenig Anklang – obwohl München zu der Zeit die einzige deutsche Stadt mit zwei Bundesligavereinen war.

Erst die Bewerbung der Stadt für die Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 führte zu der Entscheidung, ein großes und modernes Stadion zu bauen. Dieses entstand auf dem weitgehend unbebauten Oberwiesenfeld, das das Kernstück der Sportstätten werden sollte. Dank der Zentrumsnähe konnte die Stadt mit dem Motto „Olympia der kurzen Wege“ werben, was zur Vergabe der Spiele an die Landeshauptstadt beitrug.

Blick in das Münchner Olympiastadion. Bildquelle: Tobi 87, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Blick in das Münchner Olympiastadion. Foto: Tobi 87, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Architektenwettbewerb

Im Jahr 1964 schrieb die Stadt München einen Architektenwettbewerb für die Planung eines Großstadions aus. Die Büros Henschker aus Braunschweig und Deiss aus München gewannen mit ihrem Stadionentwurf für 100.000 Zuschauer. Die Planungen waren Teil eines Gesamtkonzeptes, zu dem auch eine Mehrzweck- und Schwimmhalle gehörten. 1966 verkündete das IOC, dass München den Zuschlag für die Spiele erhalten würde.

Die ursprünglichen Planungen für den Stadionbau gerieten jedoch aufgrund fehlender städtebaulicher Geschlossenheit in die Kritik. Dem Bund Deutscher Architekten war es wichtig, aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands auf Monumentalität zu verzichten. Daher wurden die Pläne verworfen und es kam zu einem erneuten Architektenwettbewerb im Jahr 1967. Einer der Entwürfe stammte von Behnisch & Partner. Aufgrund der Zeltdachkonstruktion stufte die Jury ihn zunächst als zu waghalsig ein, aber der Juror Egon Eiermann setzte sich leidenschaftlich für ihn ein.

So gewannen Behnisch & Partner letztendlich den Wettbewerb zur Gestaltung des Münchner Olympiastadions. Es war auf etwa 80.000 Zuschauer angelegt, überzeugte mit seiner Landschaftsarchitektur und zeichnete sich durch die Zeltdachkonstruktion aus. So erfüllt es das Leitmotiv der Spiele, „Menschliches Maß, Leichtigkeit, kühne Eleganz und Einheit von Landschaft und Natur.“

Das Olympiastadion fügt sich in die Umgebung ein und stellt somit ein demokratisches Bauwerk dar. Bildquelle: Pixabay
Das Olympiastadion fügt sich in die Umgebung ein und stellt somit ein demokratisches Bauwerk dar. Foto: Pixabay

Stadionsbau

Um Platz für die neue Arena zu schaffen, sprengten Arbeiter zunächst die Terminalgebäude des alten Flugplatzes Oberwiesenfeld. Im Sommer 1969 begannen die Bauarbeiten für die Werner-von-Linde-Halle, eine Volleyball-Halle, das Olympia-Radstadion, das olympische Dorf und das Olympiastadion selbst. Dabei entstanden auch Bahnhöfe für U- und S-Bahn.

In dieser Zeit herrschte in ganz München eine Aufbruchstimmung. In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele entstand in der Innenstadt eine neue Fußgängerzone zwischen Marienplatz und Stachus. U-Bahn-Visionen wurden umgesetzt und viele weitere Baustellen entstanden, um die Stadt auf die Olympischen Spiele vorzubereiten.

Architekt Behnisch und Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel strebten mit dem Münchner Olympiastadion eine „demokratische Sportstätte“ an. Sie wollten einen Kontrast zu den nationalsozialistisch geprägten Olympischen Spielen 1936 in Berlin herstellen und zugleich Münchens Ansehen verbessern.


Veranstaltungen im Münchner Olympiastadion

Im Frühjahr 1972 war das Münchner Olympiastadion fertig und kam direkt für Testwettkämpfe zum Einsatz. Die offizielle Eröffnung fand am 26. Mai 1972 mit dem Fußball-Länderspiel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion statt. Die Gastgeber gewannen 4:1 im ausverkauften Stadion. Nur einen Monat später wurde der FC Bayern Deutscher Meister bei einem Spiel gegen den FC Schalke 04 im Olympiastadion.

Die Olympischen Sommerspiele 1972 begannen am 26. August 1972 im Münchner Olympiastadion. Hauptnutzer des Stadions während der Spiele waren die Leichtathleten und die Fußballer. Jedoch fand die feierliche Stimmung am 5. September 1972 mit der Geiselnahme von München ein abruptes Ende: die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ ermordete zwei Mitglieder des israelischen Teams und nahm neun weitere als Geiseln. 18 Stunden später kam es zur missglückten Befreiungsaktion. Am nächsten Tag folgte eine Trauerfeier im Olympiastadion. Nach dem Attentat forderten viele den Abbruch der Olympischen Spiele. Die Wettkämpfe wurden zwar um einen Tag verschoben, gingen jedoch weiter.

Übrigens: Mehr zu den Olympischen Spielen 1972 lesen Sie hier.

Nach den Olympischen Sommerspielen 1972 fanden vor allem Heimspiele des FC Bayern im Stadion statt. Der Verein hatte bis 2005 seinen Sitz im Münchner Olympiastadion. Die Fußball-WM 1974 fand ebenfalls zum Teil im Olympiastadion statt, ebenso wie Spiele der Nationalmannschaft, Leichtathletikwettkämpfe, kulturelle und religiöse Veranstaltungen und seit 1982 auch Konzerte. 2002 fanden außerdem die Leichtathletik-Europameisterschaften im Münchner Olympiastadion statt.

Knapp 70.000 Personen finden heute im Münchern Olympiastadion Platz. Bildquelle: Pxfuel
Knapp 70.000 Personen finden heute im Münchner Olympiastadion Platz. Foto: Pxfuel

Architektur des Stadions

Bei seiner Fertigstellung war das Olympiastadion das zweitgrößte Stadion der Bundesrepublik nach dem damals veralteten Olympiastadion Berlin. Es zählt zu den wichtigsten Bauwerken der Nachkriegszeit und war bis zum Bau der Allianz Arena das Herz des FC Bayern München. Bereits während der Spiele lobten Reporter weltweit die besondere Stadionarchitektur mit ihrer Zeltdachkonstruktion als „leicht und elegant“. Bis heute gilt das Dach des Münchner Olympiastadions als sehr modern und seiner Zeit weit voraus. Kunsthistoriker sehen die Konstruktion als den bedeutendsten Bau Münchens aufgrund seiner Formen, der Transparenz und der Lichtdurchlässigkeit. Im Jahr 2015 erhielt Frei Otto, Architekt des Zeltdachs, den Pritzker-Preis für sein Lebenswerk. Das Olympiadach ist sein bekanntestes Werk.

Auch die Einbettung des Stadions nach dem Entwurf von Günter Behnisch in die Landschaftsarchitektur wird bis heute als positiv bewertet. Die Planer widerstanden der „Gefahr des Gigantismus“ und wählten stattdessen Bauten, die sich harmonisch in den Olympiapark einfügen. Durch den Erdbau des Stadions wirkt es für Besucher zunächst gar nicht so groß, aber umso überraschender ist der Blick in das Hauptstadion.

Seit 1997 steht das Münchner Olympiastadion mit seiner Zeltdachkonstruktion unter Denkmalschutz, ebenso wie das Ensemble Olympiapark. Noch bis 2080 ist die Arena durch das Urheberrecht geschützt, das inzwischen bei Günter Behnischs Sohn Stefan Behnisch liegt. In dieser Zeit darf das Stadion nicht abgerissen und nur geringfügig verändert werden.

Das berühmte Zeltdach das Münchner Olympiastadions ist bis heute ein architektonisches Highlight der Stadt. Bildquelle: Pxfuel
Das berühmte Zeltdach das Münchner Olympiastadions ist bis heute ein architektonisches Highlight der Stadt. Foto: Pxfuel

Das Olympiastadion München heute

Heute ist das Olympiastadion München mit seinen knapp 70.000 Sitzplätzen ein multifunktionales Stadion in München. Neben Fußball- und Sportveranstaltungen finden hier viele kulturelle Events statt, von Cirque du Soleil über Musikkonzerte bis hin zur Schachbundesliga.

Bis Ende 2015 besuchten mehr als 50 Millionen Zuschauer das Münchner Olympiastadion. Seitdem der Profifußball in die Allianz Arena umgezogen ist, gibt es weniger Besucher im Olympiastadion, etwa 100.000 pro Jahr. Eine wichtige Attraktion ist das Zeltdach, das Besucher mit Kletterausrüstung besteigen dürfen. Oben gibt es eine Seilrutsche, die in das Stadion führt.

Das Olympiastadion ist täglich ab 9 Uhr geöffnet und schließt je nach Monat um 17 oder um 18 Uhr. Ticketreservierungen sind nicht nötig. Der Eintritt ohne Führung kostet 3,50 Euro pro Person. Führungen zum Thema Sport und Architektur, die Zeltdach-Tour sowie der Flying-Fox-Flug und das Abseilen ins Stadion lassen sich vor Ort oder online buchen.

Alles über das Olympiastadion in Berlin erfahren Sie übrigens hier. Noch mehr Stadien stellen wir auch hier vor.

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